Wie Schreiben gelingt

Einen guten Text schüttelt kaum jemand aus dem Ärmel. Und falls doch, steckt dahinter jede Menge Routine. Lesen Sie hier, was Schreiben unterstützt.

Schreiben braucht Erfahrung
Diese sammeln Sie ein ganzes Leben lang, nicht nur in der Schule. Die Schule legt den Grundstock, alles weitere haben Sie selbst in der Hand: Wie viel Zeit Sie dem Schreiben widmen, wie wichtig es Ihnen ist, womit Sie zufrieden sind.

Schreiben braucht Würdigung
Alles, was wir schreiben, nützt unserer Schreibfähigkeit. Selbst, wenn es der Einkaufszettel ist, die Entschuldigung für die Kinder oder die Einladung für das nächste Abendessen mit Freund*innen: Würdigen Sie alles, was Sie schreiben, und machen Sie es, so gut Sie können. Denn mit jedem Text sammeln Sie Erfahrungen, die Ihnen das Schreiben des nächsten erleichtern. Voraussetzung: Sie drücken Ihre Gedanken und Ideen so deutlich aus, wie es Ihnen in dem Moment möglich ist.

Schreiben braucht Übung
Wie jede andere Fertigkeit, etwa Klavier spielen oder schwimmen, entwickelt sich auch Schreiben erst durch viel Praxis. Der ersten Kurzgeschichte werden noch einige folgen, bis Sie völlig zufrieden sind, das erste Buch ist ein Meilenstein, mit dem Sie sich beweisen, dass Sie so einen komplexen Text schaffen. So wie man nach dem ersten Jahr im neuen Job die Abläufe kennt, kommt die Routine in einer Textsorte von selbst, wenn Sie darin mehrere Texte geschrieben haben.

Schreiben braucht Verständlichkeit
Beim Schreiben habe ich als Autorin zum einen meine Zielgruppe im Blick, doch zuvor will ich meine Ideen mir selbst verdeutlichen. An die Öffentlichkeit trete ich damit erst, wenn ich den Eindruck habe, andere verstehen sie ebenso. Verständlichkeit ist die wichtigste Grundlage eines Textes, Sprache und Stil sind Geschmacksache. Schreiben Sie also zuerst für sich selbst, bevor andere es lesen.

Schreiben braucht Kontinuität
Statt auf den passenden Augenblick zu warten, bei dem alles passt: dranbleiben am Schreiben. Denn Routine stellt sich von alleine ein, wenn Sie regelmäßig schreiben. Jeden Tag muss es gar nicht sein. Sie werden schon Fortschritte erkennen, wenn Sie sich dafür zwei bis drei Mal pro Woche Zeit nehmen. Überprüfen Sie, wie viele Stunden Sie investieren, bis Sie merken, dass Sie vorwärts kommen. Ich brauche als Minimum eine dreiviertel Stunde, um zufrieden zu sein. Manchmal entstehen unter Zeitdruck sogar bessere – weil sprachlich frischere – Erstentwürfe, als wenn ich mir viel Zeit gebe und diese mit Grübeln verbringe.

Schreiben braucht Resonanz
Am Anfang entstehen Ihre Texte wahrscheinlich nur für Ihr Notizheft oder Ihren Laptop. Doch irgendwann reicht das meist nicht mehr: Sie wollen wissen, was andere darüber denken, wollen sich über Texte austauschen und Anregungen holen. Und nur wenige haben dafür als Ansprechpartner/in eine Lektorin oder einen Lektor. Suchen Sie sich deshalb eine Schreibgruppe, etwa an der Volkshochschule, privat organisiert oder über eine Vereinigung von Hobbyautorinnen und -autoren. Kontakte finden Sie etwa bei Lesungen oder über Terminankündigungen in Anzeigenblättern sowie online.

Schreiben braucht Offenheit
Lassen Sie sich vom Feedback anregen, ohne sich zu verbiegen. Das ist oft gar nicht so einfach: Im Laufe einer Schreibkarriere ist jede und jeder immer wieder unsicher, was nun wirklich etwas taugt und was man getrost dem – realen oder virtuellen – Papierkorb anvertrauen kann. Seien Sie offen für die Anregungen und überprüfen Sie gleichzeitig in Ruhe, was die anderen Ihnen sagen. Ihre Kriterien sollten sein: Trifft das Feedback Ihre Anfrage, d. h. geht der / die Feedbackgebende auf Ihre Bedürfnisse ein? Verstehen Sie das Feedback? Wenn nicht, fragen Sie ruhig noch mal nach. Und ganz wichtig: Hat sich die Person mit Ihrem Text auseinandergesetzt oder will sie nur ihre eigene Meinung loswerden? Weitere Hinweise zur Peerfeedback-Methode finden Sie auf meiner Homepage jetzt-schreiben.de unter folgendem Link bei „2 b) Fachtexte“: https://jetzt-schreiben.de/referenzen-veroeffentlichungen/

Schreiben braucht Überarbeitung
Schreiben beschränkt sich nicht auf Hinschreiben und Fehler Korrigieren. Nehmen Sie sich für die Überarbeitung viel Zeit: Realistisch ist mindestens ein Drittel der Zeit, die Sie für das gesamte Projekt geplant haben. Sorgfältige Autorinnen und Autoren gehen ihr Manuskript bis zu zehn Mal durch, bevor sie ganz zufrieden sind. Achten Sie dabei zuerst auf den Inhalt und den roten Faden, bevor Sie Sprache und Stil in Angriff nehmen. Abschließend lesen Sie Ihren Text Korrektur. Ist er für eine Veröffentlichung bestimmt, ziehen Sie am besten noch Menschen hinzu, die firm in Rechtschreibung sind.

(c) Sabine Staub-Kollera